Balkongeländer: Sichtschutz oder Sicherheit?

Ein nahezu unsichtbares Balkongeländer aus Glas vor einer weißen Hauswand.Foto: © TaniaVdB, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pixabay.com

Morgens den ersten Kaffee oder abends ein Glas Wein beim Sonnenuntergang – beides lässt sich am besten auf dem Balkon genießen. Doch nicht nur für Menschen mit Höhenangst sollte dieser von einer Brüstung eingefasst werden. Das Balkongeländer bringt nämlich Sicherheit und Sichtschutz gleichermaßen. Was Sie dazu beachten müssen, lesen Sie hier.

Planung ist das halbe Leben: Balkongeländer nach DIN

Der wohl wichtigste Aspekt einer Balkonbrüstung ist wohl der Schutz. Sie soll dafür sorgen, dass niemand herunterfallen kann und auch so weit möglich keine Gegenstände nach unten segeln. Dadurch werden nicht nur die Menschen auf dem Balkon, sondern auch jene unter ihm vor Verletzungen bewahrt.

Um diese bedeutsame Aufgabe auch gut zu meistern, gibt es natürlich einige Vorschriften. Diese findet man in den Landesbauordnungen. Das bedeutet aber auch, dass es keine einheitliche Regelung für Gesamt-Deutschland gibt, sondern dass die Vorschriften je nach Bundesland anders ausfallen können. Zudem gibt es auch noch Sondervereinbarung z.B. für Schulgebäude oder Arbeitsplätze. Um in diesem Dschungel nicht die Orientierung zu verlieren, sollte man sich auf jeden Fall eine fachkundige Person (z.B. Architekt) zur Seite holen.

Wie sind die korrekten Höhen und Abstände?

Um nicht zufällig den Halt zu verlieren, muss ein Balkongeländer die richtige Höhe haben. Das niedrigste Maß, welches man in den unterschiedlichen Verordnungen findet, beträgt 90 cm, jedoch nur in einem privaten Rahmen und wenn die Absturzhöhe unter 12 m ist. Aber auch Höhen von 110 cm oder sogar 120 cm sind in den Regelungen angegeben. Da die Körpergröße der Menschen immer mehr zunimmt, sollte man wahrscheinlich wirklich wenigstens 100 cm als Höhe wählen – egal bei welcher Absturzhöhe.

Diese Überlegungen gelten für Erwachsene. Doch sobald sich auch Kinder auf dem Balkon befinden könnten, müssen noch weitere Maße beachtet werden. Beispielsweise ist der Abstand zwischen den senkrechten Geländerstreben wichtig. Dieser sollte max. 12 cm getragen, damit kein Kinderkopf hindurch passt. Gleiches gilt für den Abstand vom Boden zum Geländer. Dieser könnte sogar noch schmaler gewählt werden, um Gegenstände vor dem Fallen abzusichern.

Wie den Leitereffekt vermeiden?

Neuerdings werden auch immer öfter Querstreben bei Balkongeländern eingesetzt. Diese bringen jedoch gerade auch für Kinder eine neue Verlockung und gleichzeitig Gefahr mit sich: das Klettern. Denn ähnlich wie bei einer Leiter können die Querstreben prima zum Erklimmen des Geländers genutzt werden – und so wieder zu Unfällen führen.

Um diesem sogenannten Leitereffekt vorzubeugen, kann entweder komplett auf diese Designvariante verzichtet werden oder aber man baut die Streben so ein, dass nur ein maximaler Abstand von 4 cm zwischen ihnen entsteht. So passt kein Kinderfuß dazwischen. Alternativ kann man die Querstreben auch von innen mit einer zusätzlichen Glas- bzw. Kunststoffplatte verblenden und so ein Klettern ebenfalls verhindern.

Welches Balkongeländer darf es sein?

Schlank, reduziert, modern, verspielt, nahezu unsichtbar oder den Blick versperrend – das Balkongeländer kann viele verschiedene Formen haben. Den Unterschied dabei macht vor allem das Material. Dieses sollte sich natürlich harmonisch in den Gesamteindruck des Hauses einfügen, aber auch optimal zu den eigenen Bedürfnissen passen.

Der Klassiker aus der Natur: Holz

Das Balkongeländer aus Holz ist wohl eine der ältesten Varianten, die es gibt. Kein Wunder, denn der nachwachsende Rohstoff ist eigentlich immer zur Hand und von der Optik unschlagbar: mal eher ländlich im Charme, mal ganz modern lässt sich das Material immer individuell gestalten und zum Haus anpassen.

Das Geländer besteht in der Regel aus Stahl- bzw. Aluminiumpfosten, um die zwei horizontale Gürtel aus Holz verlaufen. Auf diese wiederum sind dann die dekorativen Latten angebracht. Damit diese aber lange schön bleiben, ist ein relativ hoher Pflegeaufwand nötig. Es muss in regelmäßigen Abständen einen Anstrich zum Schutz vor Schädlingen, Feuchtigkeit und der Witterung erhalten.

Stabil, cool oder doch romantisch: Metall

Welche Art von Metall man für das Balkongeländer auch wählt – es hat eigentlich immer den Vorteil, dass es sehr robust und pflegeleicht ist. Zudem kann es nahezu beliebig geformt werden und – spätestens mit einer Pulverbeschichtung – auch farblich an den persönlichen Geschmack angepasst werden.

Aluminium als Material ist besonders reizvoll, weil es so leicht ist. Daher werden statisch schwierige Balkone bevorzugt mit Alu-Geländern ausgestattet. Das ganze Gegenteil ist Schmiedeeisen. Dieses ist relativ schwer und dadurch auch deutlich robuster. Man kennt es vor allem von Geländern im Vintage-Look mit floralen Zierelementen. Messing war früher ebenfalls beliebt, kommt aber heute nur noch an historischen Fassaden (Stichwort Denkmalschutz) vor, da es eher teuer und zu weich ist.

Die modernste Variante des metallischen Geländers ist wohl Edelstahl. Seine glänzende Oberfläche ist gleichzeitig cool und elegant. Da das Material außerdem korrosionsbeständig ist, begeistert es mit seiner großen Langlebigkeit. Der Pflegeaufwand ist zudem gering. Ob man es mit Glas kombiniert oder aber eine blickdichte Variante mit Lochblech wählt – Edelstahl (und auch der etwas günstigere verzinkte Stahl) ist ein prima Balkongeländer!

Einfach preiswert: Kunststoff

Es ist leicht, relativ witterungsbeständig und zudem absolut günstig. Kunststoff ist daher auf den ersten Blick eine durchaus gute Wahl für das Balkongeländer. Auch auf den zweiten Blick kann das Material punkten. So begeistert es zum Beispiel mit dem sehr geringem Pflegeaufwand. Kein Streichen oder Beschichten ist notwendig – lediglich eine gelegentliche Reinigung. Außerdem ist es in vielen verschiedenen, zum Teil täuschend echt wirkenden Dekoren erhältlich.

Allerdings ist es nicht für den Einsatz an tragenden Elementen geeignet. Die dekorativen Kunststoff-Latten oder -Platten müssen immer an Geländerpfosten aus Stahl oder Aluminium befestigt sein. Außerdem ist das Material zwar wirklich recht langlebig – gegen Metall oder gut gepflegtes Holz zieht es aber dennoch den Kürzeren.

Luftig und leicht: Glas

Ein Geländer, das man quasi nicht sieht – für die einen ein Horrorszenario, für die anderen hingegen ein Befreiungsschlag. Wie auch immer man dazu steht, Glas ist auf jeden Fall eine interessante und moderne Variante. Sie ist witterungsbeständig, modern und wirkt einfach luftig-leicht. Gerade zu modernen Einfamilien-Häusern im Bauhausstil passen diese Balkongeländer wirklich gut. Dann meist in Kombination mit Edelstahl oder aber kaum sichtbar als Platten in einer Bodenhalterung steckend.

Um auch wirklich sicher zu sein, muss übrigens mindesten ein 8 mm starkes Verbundsicherheitsglas verwendet werden. Dieses kann auch getönt oder milchig sein – so werden unwillkommene, neugierige Blicke abgehalten. Den Pflegeaufwand senkt das allerdings nicht – damit dieses Balkongeländer seine schöne Wirkung behält, muss es sehr regelmäßig gereinigt werden.

Quellen
www.tuev-sued.de/…/treppen-din-18065-gelaender-bruestungen-vortrag.pdf
www.hausjournal.net/balkongelaender-vorschriften
www.balkone-und-gelaender.de/Balkongelaender-Vorschriften.html
www.hausjournal.net/balkongelaender-welches-material
www.eccuro.com/…/639-balkongelaender-arten-materialien-kosten
www.sanier.de/balkon/balkongelaender
www.schlosserei.net/balkonbruestung-20131252