Mehr als nur ein Guckloch in der Wand: Neue Fenster einbauen

Eine Ecke im Inneren eines Hauses ist zu sehen. Die Wände sind weiß und glatt, oben ist ein Teil eines waagerechten, rechteckigen Fensters zu sehen, durch das die Sonne hereinscheint.Foto: © Joao Jesus, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: pexels.com

48 Jahre – so lange sind Fenster laut dem Verband Fenster + Fassade (VFF) im Einsatz. Doch aufgrund der rasanten technischen Entwicklung in der jüngsten Zeit sind viele bereits jetzt, nach gerade einmal etwa 20 Jahren überholt. Die nötige Konsequenz: Neue Fenster einbauen. Aber welches darf es denn sein? Wie Sie das richtige Fenster für Ihr Haus finden, erfahren Sie hier.

Wie sind Fenster überhaupt aufgebaut?

Ob die Fenster nun einflügelig (also nur ein bewegliches Element) oder mehrflügelig sind, vielleicht sogar zusätzlich noch ein Ober- bzw. Unterlicht haben – der Aufbau ist immer gleich. Wichtig ist hierbei vor allem die Verglasung. Diese muss unbedingt gute Wärmedämmeigenschaften aufweisen.

Einfachverglasung

Vor noch etwa 100 Jahren galten diese Fenster als modern und waren eine wahre Errungenschaft. Inzwischen kennen wir sie aber fast nur noch aus historischen Gebäuden. Der Grund dafür ist der hohe Energieverlust durch die Einfachverglasung. Zudem ist hier auch kaum Schallschutz gegeben und Einbrecher lachen sich auch ins Fäustchen beim Anblick dieser Fenster. Aus all diesen Gründen ist mit dem Inkrafttreten der Energieeinsparverordnung (EnEv) diese Art der Fenster nicht mehr zulässig, wenn ein Haus saniert oder neu gebaut wird.

Zweifachverglasung

Diese Fenster sind seit ca. den 50er Jahren immer beliebter geworden und seit der EnEv im Jahre 2002 auch Standard. Der Grund: Ihre Wärmeschutzwerte sind deutlich besser, als bei der Einfachverglasung. Begründet liegt das im Aufbau der Fenster. Sie bestehen aus mindestens zwei Scheiben, die durch einen Randverbund gehalten werden. Der so entstehende Zwischenraum ist hermetisch von der Umwelt abgeschlossen.

Anfangs wurde er mit trockener Luft gefüllt, seit den 80er Jahren kommen immer häufiger auch Edelgase zum Einsatz. Diese haben eine sehr geringe Wärmeleitfähigkeit, wodurch die Dämmeigenschaft noch verstärkt wird. Diese Fensterart wird auch Isolierverglasung genannt und schneidet übrigens auch beim Schallschutz gut ab.

Dreifachverglasung

Diese Fenster sind aktuell das Nonplusultra auf dem Markt. Kein Wunder, denn sie dämmen fast 6x so gut wie einfachverglaste und trumpfen mit ergänzenden Eigenschaften zusätzlich auf. Auch hier liegt das Geheimnis im Aufbau.

Diese Fenster bestehen aus drei Scheiben, welche zwei Zwischenräume bilden. Beide sind mit Edelgasen (Krypton oder Argon) gefüllt. Dadurch haben Sie an sich schon einen Dämmwert wie eine normale, moderne Wand.

Weitere Faktoren

Je nachdem müssen Fensterscheiben bestimmten weiteren Anforderungen genügen. Gerade im öffentlichen Bereich ist die Sicherheit ein wichtiger Faktor. Darum gibt es zum Beispiel verschiedene Arten von Sicherheitsglas. Falls diese beschädigt werden, zerfallen die Scheiben entweder zu stumpfen kleinen Krümeln oder die Scherben werden von einer speziellen Folie an Ort und Stelle gehalten.

Da große Fensterfronten in der modernen Architektur eine wichtige Rolle spielen, gibt es auch spezielles Sonnenschutzglas. Dabei wird von der äußersten Scheibe die Innenseite mit Metalldampf beschichtet. Dieser hauchdünne Überzug lässt normales Tageslicht zwar noch immer durch, reflektiert aber langwelliges Infrarotlicht, welches viel Wärme mit sich bringt. Im Ergebnis können so etwa 80% der von außen eindringenden Wärmestrahlungen abgehalten werden. Eine Überhitzung der Räume muss dann keiner mehr fürchten.

Welches Material für Fenster ist am besten?

Wie heißt es so schön? Wer die Wahl hat, hat die Qual. Das trifft auf jeden Fall beim Material der Fenster zu. Denn inzwischen ist die Herstellung und Verarbeitung so gut, dass es eigentlich nahezu nur noch eine Geschmacks- und Kostenfrage ist, was man gerne hätte. Die gängigsten Materialien sind Holz, Aluminium und Kunststoff. Ihre Vor- und Nachteile sind:

  • Aluminiumfenster
    • sehr leichtes Eigengewicht
    • sehr stabil
    • besonders langlebig
    • nur einen minimalen Pflegeaufwand
  • Holzfenster
    • sehr gute Wärmedämmeigenschaften
    • optisch sehr ansprechend
    • empfindlich gegenüber Nässe, Frost und UV-Licht
    • hoher Pflegeaufwand (etwa alle 5 Jahre neu streichen)
  • Kunststofffenster
    • sehr günstiger Anschaffungspreis
    • hohe Stabilität
    • sehr gute Wärme- u. Schallschutzeigenschaften
    • geringer Pflegeaufwand

Zudem gibt es Fenster, die aus einer Materialkombination bestehen: Holz- Aluminium- oder Kunststoff-Aluminiumfenster. Sie vereinen die guten Eigenschaften beider Materialien. Das Rahmenmaterial Holz oder Kunststoff wird außen von einer Aluminiumwetterschutzschale abgedeckt. Damit wird die Beeinträchtigung durch UV-Strahlung verhindert, die Anstriche am Außenfenster sind vollständig geschützt, Auffrischungsanstriche entfallen.

Worauf muss beim Einbau neuer Fenster noch geachtet werden?

Fenster ist tatsächlich nicht gleich Fenster. Es gibt neben dem Material und der Verglasung noch weitere Unterscheidungsmöglichkeiten. Zum einen ist der Einbauort wichtig. Denn ein Kellerfenster gestaltet sich meist deutlich anders, als ein normales Außenfenster. Es gibt auch Eckfenster oder Fenster, die in einem Innenraum verbaut werden.

Auch bei der Öffnungsart gibt es große Unterschiede. In Deutschland am häufigsten verbreitet sind sogenannte Dreh-Kipp-Fenster, die – wie der Name schon sagt – entweder angekippt oder ganz geöffnet werden können. Diese Funktionen können auch einzeln auftreten. Abgesehen davon können Fenster auch aufgeschoben oder aufgeschwungen werden. Sogar Faltfenster sind möglich.

Der W-Wert

Am wichtigsten ist aber wohl der Wärmedämmwert des Fensters, auch U-Wert genannt. Dieser gibt an, wie viel Wärme durch ein Bauteil von der warmen zur kalten Seite strömen kann. Je höher dieser Wert ist, desto schlechter ist die dämmende Wirkung. Gemäß der neuen EnEv (2009) dürfen Außenfenster maximal einen U-Wert von 1,3 W/(m²K) oder weniger haben. Bei Dachfenstern liegt der U-Wert bei 1,4 W/(m²K).

Was kostet es, neue Fenster einbauen zu lassen?

Wer neue Fenster einbauen will, hat natürlich auch die Kosten im Blick. Diese variieren je nachdem, was man gerne haben möchte, um mehrere hundert Euro. Das liegt zum Teil an der Verglasung selbst. Hier schlagen doppelt- und dreifachverglaste Fenster einfach mehr zu Buche. Doch diese Investition lohnt sich, denn spätestens nach 10-15 Jahren haben sich die höheren Kosten durch die Ersparnisse beim Heizen wieder amortisiert.

Ebenfalls ein wichtiger Faktor ist das verwendete Material der Rahmen. Kunststofffenster sind die hier günstigste Variante, während Holzfenster im preislichen Mittelfeld liegen. Aluminiumfenster hingegen spielen in der Königsklasse.

Und schließlich muss auch der Einbau der Fenster mit einkalkuliert werden. Diese Leistung von einer professionellen Firma durchführen zu lassen, ist für viele Bauherrn eine schwierige Entscheidung. Denn vermeintlich kann man die dadurch anfallenden Kosten eigentlich sparen, wenn der Einbau selbstständig durchgeführt wird. Doch dabei können unscheinbare, später aber schwerwiegende Fehler passieren. Gerade die Dichtigkeit ist problematisch. Und die erst eingesparten Kosten lösen sich dann wortwörtlich mit der Heizenergie durch die Fenster in heiße Luft auf. Darum lohnt sich hier definitiv die Beauftragung einer Firma.

Weniger Kosten durch Förderung?

Wenn bei einer Sanierung neue Fenster eingebaut werden sollen, lohnt sich übrigens immer die Überlegung, eine Förderung durch beispielsweise die KfW zu beantragen. Hierbei müssen zwar bestimmte Voraussetzungen bzw. Auflagen erfüllt werden, aber dieser Aufwand macht sich später bezahlt.

Unmittelbar kann es zwar so wirken, dass sich die Förderung nicht lohnt, weil man beispielsweise für nahezu den gleichen Preis dann Fenster erhält, die anstatt zweifach, dreifach verglast sind. Aber auf lange Sicht spart der Hausbesitzer dann doch enorm viel Geld, da die Energiekosten so angenehm niedrig bleiben werden. Hier sollte also unbedingt langfristig gedacht werden. Dann klappt es auch mit den neuen Fenstern.

Quellen

www.wikipedia.org/wiki/Fenster
www.deutsche-fensterbau.de/fenster-einbauen/
www.energie-fachberater.de/…/was-ist-eigentlich-der-u-wert.php
www.fensterfinder.de/…/u-wert-fenster/