Wohnen auf dem Wasser: Floating Houses

Auf dem Elbekanal in Hamburg sieht man mehrere Floating Houses bzw. schwimmende Häuser am Ufer festgemacht.Foto: © Tarrakaner, Lizenz: Creative Commons CC BY-SA 4.0, Quelle: Wikimedia Commons

Hat sich der Nachbar mal wieder darüber aufgeregt, dass die Hecke nicht ordentlich geschnitten wurde? Ist der Straßenlärm diese Nacht mal wieder unerträglich laut gewesen? Gab es mal wieder die nächste scheinbar willkürliche Auflage des Vermieters? Dann ist es jetzt die beste Zeit, sich nach einem alternativen Wohnkonzept umzuschauen. Wie wäre es mit Floating Houses?

Was sind Schwimmende Häuser?

Wie der Name schon sagt, sind Floating Houses tatsächlich schwimmende Häuser. Das bedeutet, dass ein ganz normales Wohnhaus auf der Wasseroberfläche seinen Platz findet. Doch tatsächlich sollte man diese Wohnform nicht mit einem normalen Hausboot verwechseln, denn hier gibt es deutliche Unterschiede!

Während ein Hausboot noch aus eigener Kraft mit Motor manövrieren kann und somit auch dafür vorgesehen ist, seinen Standort zu wechseln, ist das Floating Home dafür konzipiert, an einem festen Liegeplatz zu bleiben. Es schwimmt zwar, kann aber maximal mit einem Schlepper bewegt werden. Viele Varianten sind sogar baulich an einem Stahlpfeiler befestigt, an dem sie zwar je nach Wasserstand hochsteigen und heruntersinken können, aber dennoch fix an diesen Ort gebunden sind.

Wie sind Floating Houses aufgebaut?

Das Wichtigste der Schwimmenden Häuser sieht man tatsächlich nicht, denn es liegt unterhalb des Wasserspiegels: ihr Rumpf. Die meisten Häuser dieser Art sind so konzipiert, dass ihr Rumpf aus Pontons aus Stahlbeton, manchmal auch Glasfaser-Beton bestehen. Diese haben den Vorteil, dass sie recht strapazierfähig sind und nicht rosten. somit ist ihre Lebensdauer deutlich länger bzw. die Wartungsnotwendigkeit viel geringer als bei normalen Schiffen.

Darüber wird dann das Haus im eigentlichen Sinne errichtet. Hier gibt es ganz unterschiedliche Formen und Varianten: Manche Floating Homes sehen aus wie kleine Fachwerkhäuser inklusive Reetdach. Andere haben eine moderne Optik mit Metall und Holz sowie großen Fensterfronten. Wieder andere sehen schon fast futuristisch im Design aus. Die Häuser können sogar mehrere Stockwerke haben. Und auch die innere Gestaltung bietet großes Potential, denn da kaum auf tragende Wände wie bei herkömmlichen Häusern Rücksicht genommen werden muss, kann die Raumaufteilung absolut individuell ausfallen!

Was sind die Vorteile der Floating Houses?

In Zeiten, in denen der Trend immer mehr zu alternativen Wohnkonzepten a la Tiny Houses geht, gehört auch das Leben auf dem Wasser definitiv dazu. Das Besondere daran ist auf jeden Fall dieses Gefühl von Freiheit. Auch die Naturnähe gefällt den Menschen: Wasser beim Aufwachen, Wasser beim Einschlafen – ein leichtes Schaukeln, dass einen wie ein Wiegenlied beruhigt. Hier können Stressgeplagte endlich einmal richtig entspannen.

Hinzu kommen auch ganz bodenständige Überlegungen. So fallen bei einem Schwimmenden Haus keine Kosten für Treibstoff oder Motoren an, da sie ja einen festen Standort haben. Auch eine Grundsteuer gibt es in dem Sinne bisher nicht. Zudem ist, da diese Wohnform noch nicht so stark verbreitet ist, die Gemeinschaft unter den Floating Home Besitzern sehr stark – man passt gegenseitig aufeinander auf und hilft sich selbstverständlich.

Auf welche Probleme müssen Sie sich einstellen?

Wo Licht ist, ist auch Schatten. So wohltuend und schön ein Leben in einem schwimmenden Haus sein kann, so schwierig ist momentan allerdings der Weg dahin – zumindest in Deutschland.

Das Leben auf dem Wasser

Es klingt zwar seltsam, aber viele denken an diese einfachen Dinge nicht direkt. Doch wer dauerhaft auf dem Wasser leben möchte, sollte auf keinen Fall seekrank werden. Das ständige Schaukeln ist nicht jedermanns Sache und kann im Endeffekt einen genauso stressen, wie das Leben an Land.

Außerdem ist man hier den Elementen doch stärker ausgesetzt. Schäden am Haus sind bei einem Unwetter wahrscheinlicher, als auf dem Festland. Diese zu beheben ist auf dem Wasser dann auch nicht ganz einfach. Zudem muss es alle zehn Jahr eine Überprüfung der Pontons geben. Nur mit einem gültigen Schwimmfähigkeits-Zertifikat darf man das Haus weiter bewohnen. Sollten dabei Probleme festgestellt werden, kann es nötig werden, das gesamte Haus in eine Werft zu schleppen.

Der dauerhafte Liegeplatz

Die aber wahrscheinlich deutlich größere Hürde ist es wohl, einen geeigneten Liegeplatz zu finden. Davon gibt es in Deutschland nämlich noch relativ wenige. Oftmals müssen diese auch erst erschlossen werden, was mit einem großen Aufwand und hohen Kosten verbunden ist. Der Grund: Viele Wasserflächen gelten als “Bundeswasserstraßen”, weswegen auf diesen genauso wenig gewohnt werden darf, wie auf einer Autobahn.

Die liebe Bürokratie

Ist ein Liegeplatz doch irgendwann gefunden, steht als nächstes eine Baugenehmigung sowie die Anschlüsse für Strom, Frisch- und Abwasser usw. auf der Liste. Diese sind nicht ganz einfach zu bekommen (aus baurechtlichen und Umweltschutzgründen). Für eine entsprechende Genehmigung müssen oftmals über 50 verschiedene öffentliche Träger kontaktiert werden. Eine aufwendige und vor allem auch langwierige Prozedur.

Außerdem darf man auch die Frage der Versicherung nicht vergessen. Diese ist in Deutschland noch nicht abschließend geklärt, sie gestaltet sich aber auf jeden Fall deutlich anders als bei “normalen” Häusern. Grund dafür ist u.a. auch die im Vergleich zu Festland-Bauten kürzere Lebenszeit.

Die Kosten

Ein weiterer Faktor, der zum Problem werden könnte, sind die Kosten. Je nach Art des Floating Homes kann schon das Bauen sehr preisintensiv werden. Doch auch die laufenden Kosten sind nicht zu unterschätzen. Gerade die Gebühren für den Liegeplatz schlagen gut zu Buche, aber auch die Abwassergebühr ist nicht ohne.

Doch es gibt inzwischen auch schon schwimmende Häuser, die ähnlich wie Passiv- oder Energiesparhäuser möglichst effizient mit den Ressourcen umgehen. Es wird außerdem auch sehr intensiv weiter in Richtung Energieautarkie geforscht. Somit ist dieses Problem nicht mehr ganz so ausschlaggebend.

Floating Houses – ein Konzept, das überzeugt?

Wie immer hat es etwas Neues nicht einfach. Es gilt noch viele Fragen zu klären, bevor sich diese Art zu Leben durchsetzt. Doch Potential haben die schwimmenden Häuser auf jeden Fall. In den Niederlanden und den USA sind sie bereits weit verbreitet und zeigen uns, dass dieses Konzept durchaus umsetzbar ist.

Auch in Deutschland gibt es bereits einige Standort, wo diese Wohnform getestet wird: In Hamburg oder Berlin, auf den Lausitzer Seen und sogar an der Ostsee finden sie sich bereits, Tendenz steigend. Aber auch als schwimmendes Restaurant oder Ferienhaus werden die Bauten inzwischen genutzt. Somit kann man nur hoffen, dass diese interessante Alternative sich auch weiter durchsetzt und damit vielen Menschen neue Türen öffnet.

Quellen
www.faz.net/…/schwimmende-haeuser-wohntraeume-auf-wellen-13242795.html
www.planet-wissen.de/…/schwimmende-haeuser-102.html
www.modulheim.de/schwimmende-haeuser/
www.floatinghomes.ltd.uk/index.html
www.homes.com/blog/…/all-things-considered-the-pros-and-cons-of-buying-a-floating-home/
www.stern.de/…/floating-home-das-haus-auf-dem-wasser-3595436.html
www.businessinsider.de/hausboote-in-deutschland-so-klappt-es-mit-dem-leben-auf-dem-wasser-2016-4
www.edison.handelsblatt.com/…/leben-auf-dem-hausboot/