Smart Home Systeme: Wie intelligent kann ein Haus sein?

Über ein Tablet werden die Smart Home Systeme eines Hauses im Hintergrund gesteuertFoto: © geralt, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Pixabay.com

Man liegt schon gemütlich im Bett, da fällt es einem siedend heiß ein: Im Wohnzimmer brennt noch das Leselicht. Also noch einmal aus dem gemütlich-warmen Bett herausquälen, über den kalten Fußboden gehen, den nervigen Lichtschalter umlegen und dann schnell wieder zurück. Doch anstatt zu schlafen ist man jetzt wieder wach. Solche Szenerien könnten Sie endgültig loswerden, wenn Sie auf sogenannte Smart Home Systeme umrüsten. Wir stellen Ihnen das Konzept des intelligenten Hauses näher vor.

Was ist ein Smart Home?

Hinter dem Begriff “Smart Home” verbirgt sich ein komplexes System aus miteinander vernetzten Geräten, Sensoren und sogenannten Akteuren. Sie dienen der Digitalisierung und Automatisierung von bestimmten Vorgängen im Haus, die bis dato noch von Hand durch den Menschen ausgeführt werden mussten.

Diese Vernetzung war noch vor etwas mehr als 25 Jahren pure Zukunftsmusik und im Alltag undenkbar. Doch seit der Jahrtausendwende hat die Technik einen enormen Sprung gemacht und damit sind auch solche Prozesse immer stärker in den Fokus der Menschen gerückt. Heutzutage ist es nichts Ungewöhnliches mehr, sein Smartphone via Sprachbefehl etwas zu fragen oder über verschiedene Gerätschaften á la Alexa und Co. Abläufe einzuprogrammieren. Damit haben Sie bereits den ersten Schritt ins Smart Home getan.

Warum Smart Home Systeme installieren?

Das intelligente Zuhause und alle damit verbundenen Geräte haben im Prinzip drei Kernziele. Das Leben soll einfacher, effizienter und wirtschaftlicher werden. Genauer betrachtet bedeutet das, dass die Systeme zunächst einmal den Komfort erhöhen sollen. Denken wir noch einmal an unsere Szene zu Beginn des Beitrags: Mit einem Smart Home könnten Sie einfach Ihr Handy zur Hand nehmen und darüber die Lampe im Wohnzimmer ausschalten, um danach beruhigt einzuschlafen.

Doch das ist noch nicht alles. Zusätzlich haben viele Komponenten der Smart Home Systeme auch den Zweck, Kosten und Energie einzusparen. Dies funktioniert beispielsweise durch eine bedürfnisgerechte Steuerung der Heizung. Und schließlich ist auch der Punkt Sicherheit entscheidend bei vielen Anwendern, die sich für ein intelligentes Zuhause entscheiden. Denn durch Funktionen wie Türkameras, Bewegungsmelder und Glasbruchsensoren lassen sich z.B. Einbrüche viel schneller bemerken und häufig auch verhindern.

Jemand steuert seine Smart Home Systeme über sein Handy an

Foto: © geralt, Lizenz: Creative Commons CC0 1.0, Quelle: Pixabay.com

Wie funktioniert ein Smart Home?

Smart Home Systeme setzen sich immer aus mehreren Komponenten zusammen. Wer sich erst vorsichtig an diese Thematik herantastet, wird vielleicht nicht sofort alle brauchen. Doch ein wirklich umfassend intelligent ausgestattetes Zuhause benötigen Sie definitiv, um sein volles Potential ausschöpfen zu können. Dabei bildet in jedem System eine Zentrale das Herzstück. Sie fungiert als Art Schnitt- und Verteilerstelle, die alles überwacht und steuert.

Zudem gibt es verschiedene Sensoren und sogenannte Aktoren. Die Sensoren überwachen und messen bestimmte Werte und geben diese Informationen an die Zentrale weiter. Diese wertet die Daten fortlaufend aus. Werden bestimmte Punkte überschritten, löst die Zentrale Befehle aus, die dann den Aktor – also z.B. ein Endgerät – zu einer vorprogrammierten Reaktion veranlassen. Es gibt aber auch die Option, nur bei Bedarf bestimmte Prozesse in Gang zu setzen.

Ob nun vorprogrammiert und automatisiert oder aber situativ – die Eingabe und Steuerung erfolgt immer über eine Bedienzentrale. Das ist in den meisten Fällen das Smartphone, ein Tablet oder ein PC. Hier gibt es spezielle Software und Apps, mit denen das Smart Home bedient werden kann. Um all diese Informationen weiterzuleiten, braucht es im Übrigen noch eine geeignete Übertragung. Diese geschieht entweder durch ein Kabel oder aber drahtlos (z.B. via WLAN, Bluetooth oder Funk).

Welche Schwierigkeiten können auftreten?

Ein solch komplexes System ist nicht nur eine tolle Ergänzung im Alltag. Es kann auch in gewissen Situationen problematisch werden. Zwei der größten Knackpunkte wollen wir darum im Folgend kurz näher betrachten.

Sprechen die Geräte die gleiche Sprache?

Wenn etwas gut funktioniert, versucht jeder sich einen Teil des Kuchens zu sichern. Darum drängen immer mehr Unternehmen und Hersteller auf den Markt. Was auf der einen Seite verständlich ist und durchaus auch vorteilhaft sein kann – immerhin belebt Konkurrenz das Geschäft – hat aber auch einen großen Nachteil. Denn im Normalfall sprechen die Geräte der verschiedenen Hersteller häufig auch unterschiedliche Programmiersprachen und nutzen andere Übertragungswege bzw. -standards. Dadurch verstehen sie sich sozusagen gegenseitig nicht, weswegen häufig Geräte verschiedener Hersteller nicht ohne weiteres miteinander kompatibel sind.

Ein Weg, damit umzugehen ist, auf funkbasierte Geräte zu setzen. Hier ist die Wahrscheinlichkeit etwas höher, dass die verschiedenen Produkte miteinander reden. Zudem haben auch die Hersteller das Problem erkannt und arbeiten an Lösungen. Eine davon ist z.B. Qivicon (gesprochen Kiwikonn), ein Zusammenschluss von mehrerer Unternehmen (u.a. Philips, Miele, Telekom, Samsung und Musiksystemanbieter Sonos), die zukünftig dafür sorgen wollen, dass Ihre Geräte untereinander kombinierbar sind.

Im Übrigen muss man sich keine Sorgen machen, wenn die Steuerung vor allem via Smartphone oder Tablet erfolgen soll. Denn die meisten Hersteller bieten ihre Apps sowohl für Android, als auch iOS an. Außerdem sind viele Geräte inzwischen auch darauf ausgelegt, Sprachassistenten wie Alexa, Siri oder den Google Assistant einzubinden.

Wie kann man für Sicherheit sorgen?

Viele sprechen in Bezug auf Smart Home Systeme ihre Sorgen aus, dass hier die Gefahr eines Hackerangriffs bestehen könnte. Da in einer solchen Vernetzung definitiv auch viele sensible und persönliche Daten abgegriffen werden können, sollte auf jeden Fall immer der Aspekt der Sicherung berücksichtigt werden. Die Grundlage dafür besteht aus der Vergabe von sicheren Passwörtern und Zugriffsrechten.

Darüber hinaus sollte man sich aber auch um speziellere Sicherungen der Datennetze und Verbindungen kümmern. So sollten die Daten immer möglichst komplex verschlüsselt werden. Werden Informationen in einer Cloud gespeichert, sollte man hier ebenfalls auch eine gute Verschlüsselung achten. Viele Anbieter setzen auch auf den Einsatz von Servern, die in Deutschland stehen und regelmäßig auf ihre Sicherheit geprüft werden. Diese und viele weitere Maßnahmen können zwar nie 100% das Risiko auf einen Hackerangriff ausräumen, aber es doch sehr effizient verringern.

Was gilt es beim Planen & Installieren zu beachten?

Bevor Sie sich ein Smart Home System zulegen, sollten Sie einige Punkte genau berücksichtigen und durchdenken. Wir geben Ihnen an dieser Stelle einige Hinweise dazu, damit Sie Ihre ideale Ausstattung für ein intelligentes System finden können.

1. Definieren Sie Ziele

Der Markt an Smart Home Lösungen ist inzwischen riesig. Es gibt eigentlich für alles eine Variante. Dabei den Überblick zu behalten ist nicht einfach. Darum ist es wichtig, dass Sie konkrete Wünsche formulieren. Was ist das Ziel des Smart Homes bei Ihnen? Welche Bedürfnisse haben Sie? Was sollte das System können? Lassen Sie sich am besten dazu eingehend beraten und informieren.

2. Berücksichtigen Sie die Ausgangssituation

Die Vielfalt am Markt hat auch zur Folge, dass sich für nahezu alle Wohntypen eine geeignete Lösung finden lässt. Wohnen Sie beispielsweise in einem Altbau oder eine Mietwohnung? Dann sind Funksysteme meist eine gute Variante, denn hier müssen keine Kabel verlegt werden. Ist es Ihr Eigenheim oder bauen Sie gerade neu, dann kann auch direkt eine Basisverkabelung eingeplant werden. Diese Variante ist noch sicherer und verursacht keinen unansehnlichen Kabelsalat.

3. Suchen Sie sich professionelle Partner

Viele Hersteller werben damit, dass ihre Systeme auch von Laien installiert werden können. Bis zu einem bestimmten Punkt – gerade im Einsteigersegment – ist das sicherlich auch möglich. Soll jedoch eine wirklich umfassende Vernetzung stattfinden, ist das weniger ratsam. Insbesondere, wenn auch Anschlussarbeiten an der Elektroinstallation durchgeführt werden müssen, braucht es ohnehin einen Profi.

Doch bereits im Bereich der Beratung ist es eine gute Idee, sich an ausgebildetes Fachpersonal zu wenden. Diese berücksichtigen häufig auch Faktoren, die man selbst gar nicht im Hinterkopf hatte, die aber durchaus wichtig sind. Und auch rund um die Thematik Datenschutz und der Sicherung der Privatsphäre lohnt es sich, einen ausgebildete System-Integrator zu engagieren.

4. Klären Sie vorab die Kosten ab

Sicher ahnen Sie es bereits: Ein umfangreiches Smart Home System ist nicht gerade aus der Portokasse zu bezahlen. Doch es muss nicht immer ein solch stolzer Preis anfallen. Das ist eindeutig abhängig von Ihren individuellen Wünschen sowie den baulichen Gegebenheiten.

Unsere Empfehlung: Sparen Sie nicht am Fachpersonal. Eine professionelle Beratung, Planung und Installation ist eine sinnvolle Investition in die Zukunft. Im Idealfall rentieren sich die Maßnahmen durch spätere Einsparungen beispielsweise durch eine energieeffizientere Heizungssteuerung. Damit Sie nicht irgendwann das Böse Erwachen heimsucht, lassen Sie sich aber einfach vorab eine Kostenkalkulation geben.

5. Setzen Sie auf Erfahrung

Wir haben es ja bereits mehrfach erwähnt: Es gibt unzählig viele Hersteller. Diese haben sicherlich auch spannende und innovative Lösungen im Angebot. Doch gerade junge bzw. unbekannte Unternehmen können auch im ungünstigsten Falle schnell wieder vom Markt verschwinden. Haben Sie sich dann auf eines dieser Systeme eingelassen, ist eine weitere Nutzung unter Umständen schwierig.

Darum empfehlen viele Profis, sich eher an etablierte Marken zu halten. Hier ist die Wahrscheinlichkeit meist viel geringer, dass ein Support eingestellt wird oder keine Ersatzteile mehr zu bekommen sind. Wir haben hier eine kleine Übersicht von gängigen Anbietern für Sie zusammengestellt:

  • Amazon Echo und Alexa (Sprachassistenten)
  • Apple Homekit
  • Busch-Jaeger
  • Gira
  • Homematic
  • Loxone
  • Magenta Smarthome / Telekom
  • Google Nest
  • Philips Hue
  • Wemo
  • uvm.

Fazit: Das Smart Home – nicht nur Spielerei!

Wer sich aufmerksam umschaut, stellt schnell fest: Das intelligente Zuhause wird kommen bzw. ist bereits in Teilen da. Es wäre also nahezu fahrlässig sich überhaupt nicht mit diesen neuen Möglichkeiten auseinanderzusetzen. Doch genauso schwierig ist es, sofort alles umzurüsten, denn die Technik ist noch immer kostenintensiv und längst nicht unangreifbar.

Dennoch wird das Smart Home das zukünftige Zuhause prägen. Es bringt einfach zu viele spannende, sinnvolle und sicher auch unterhaltsame Punkte mit sich, die das Leben schöner machen können. Wie ein solches Leben aussieht, wollen wir uns in einem separaten Beitrag näher anschauen. Dort stellen wir Ihnen verschiedene Optionen vor und Fragen: Was ist eigentlich heute schon möglich?

Quellen
www.g-pulse.de/was-ist-smart-home
www.g-pulse.de/tipps_zur_smart_home_planung
www..wikipedia.org/wiki/Smart_Home
www.schoener-wohnen.de/…/36906-rtkl-was-ist-eigentlich-ein-smart-home
www.tink.de/blog/was-ist-smart-home/